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Friedrich Kiesler. Lebenswelten

Das aktuelle Interesse am vielschichtigen Werk des österreichisch-amerikanischen Architekten, Künstlers, Designers, Bühnenbildners und Theoretikers Friedrich Kiesler gilt vor allem seinem ganzheitlichen Denken – dem Negieren traditioneller Grenzziehungen zwischen Disziplinen – und der Bedeutung, die er der produktiven Verknüpfung von künstlerischen und empirisch-wissenschaftlichen Praktiken beimisst. Dabei stellt er das Wohlbefinden des Menschen als Individuum ebenso wie als soziales Wesen in den Mittelpunkt seiner auf biowissenschaftlichen Grundlagen entwickelten correalistischen Theorie.

Kieslers Wiener Jahre im Umfeld von Otto Wagner, Josef Hoffmann und Adolf Loos sowie die Idee des Gesamt kunstwerks waren prägend für sein gesamtes künstlerisches und theoretisches Werk. Im Fokus der atmosphärischen Ausstellung steht Kieslers transdisziplinäres Schaffen in Malerei und Skulptur, Architektur und Design, Theater und Film, während seine Theorie des Correalismus ebenso zur Diskussion gestellt wird wie seine innovative Ausstellungspraxis. Seine Vision einer Wechselbeziehung zwischen Kunstwerk, Raum und BetrachterIn materialisiert sich in seinen revolutionären Ausstellungsgestaltungen ebenso wie in den Galaxies der 1950er und 1960er Jahre.

Gezeigt wird eine große Zahl visionärer Skizzen, Fotos, Pläne und Texte aus den umfangreichen Beständen der Österreichischen Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung. Sie werden durch Leihgaben privater SammlerInnen und öffentlicher Institutionen ergänzt. Erstmals in Österreich ist die Eins-zu-eins-Rekonstruktion der Pariser Raumstadt zu sehen, eine der bedeutendsten Ikonen der Architektur des 20. Jahrhunderts. Ziel der Ausstellung ist die Vermittlung des visionären Ideen-Universums und dessen wirkungsgeschichtlichen Potenzials als impulsgebender Beitrag zur aktuellen Kunst-, Architektur-, Design-, Theater- und Theoriediskussion.

Vier prägnante Bilder vermitteln die Eckpunkte seines Lebenswerks: Die Pariser Raumstadt von 1925 und das Modell des Endless House von 1959, die für seine architektonischen Visionen stehen; die 1939 publizierte zeichenhafte Darstellung seiner auf den Menschen bezogenen correalistischen Theorie sowie ein Foto, das Kiesler als „Bewohner“ seiner monumentalen hölzernen Rockefeller Galaxy von 1952 zeigt. Die Überschrift des Zeitungsartikels, in dem er dieses Foto publiziert hat, lautet „Meant To Be Lived In“ [Gedacht, darin zu wohnen]. Sie kann als Leitsatz der Ausstellung verstanden werden.

Interventionen von sechs internationalen Künstlerinnen und Künstlern – Leonor Antunes, Céline Condorelli, Verena Dengler, Lili Reynaud-Dewar, Apolonija Šušteršič und Rirkrit Tiravanija – schaffen ein Spannungsfeld zwischen zeitgenössischen Positionen und den durch die Ausstellung vergegenwärtigten theoretischen und gestalterischen Konzepten Kieslers.

Ein auf Partizipation beruhendes Vermittlungsprojekt gibt als integraler Bestandteil der Ausstellung der Perspektive von Jugendlichen Raum. In intensiver Auseinandersetzung mit Friedrich Kieslers visionärer Raumauffassung erarbeiteten Wiener SchülerInnen inhaltlich wie medial vielfältige Beiträge.

Katalog zur Ausstellung: FRIEDRICH KIESLER. Lebenswelten, herausgegeben von Christoph Thun-Hohenstein, Dieter Bogner, Maria Lind und Bärbel Vischer, Deutsch/Englisch, 224 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen. MAK Wien/Birkhäuser Verlag, Basel 2016. Erhältlich im MAK Design Shop um € 39,95.

GastkuratorInnen: Dieter Bogner und Maria Lind
Kuratorin: Bärbel Vischer, Kustodin MAK-Sammlung Gegenwartskunst

In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung: http://www.kiesler.org/

MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst
Stubenring 5, 1010 Wien

Di 10:00–22:00 Uhr
Mi–So 10:00–18:00 Uhr
Mo geschlossen
Jeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei

Quelle: http://www.mak.at/programm/ausstellungen?set-ad=y&event_id=1453775307913&article_id=1453084468630
Friedrich Kiesler in unserem Bestand